Wir holen unsere Freunde am Flughafen ab und setzen Segel in Richtung Süden. Dabei tauchen wir in die karibische Lebensweise ein, bestaunen den Schauplatz einer Szene aus Fluch der Karibik und trinken mehr Rumpunch, als gut für uns wäre! ;-)
La Soufrière - Guadeloupes höchster, aktiver Vulkan
Am Flughafen schliessen wir Corina und Luca F. in die Arme.
Es ist surreal und gleichzeitig so schön, sind die Beiden den weiten Weg gereist, um unser Segelleben kennenzulernen. Weder waren sie je auf einem Segelboot, noch in der Karibik und so beginnt eine aufregende Zeit!
Mit dem gemieteten Auto kurven wir am zweiten Tag die Flanken des Soufrières hoch. Die ersten 20 Minuten führen durch dichten Regenwald bis zu den 'Bains jaunes', den gelben Bädern. Diese sind mit heissem Schwefelwasser direkt vom Vulkan gefüllt und laden beim Zurückkommen zum Verweilen ein.
Doch zuerst erwartet uns ein etwa 2-stündiger Aufstieg. Der Vulkan Soufrière ist mit seinen 1'467m der höchste Berg der kleinen Antillen und der Weg nach oben hat einiges zu bieten!
Zum Beispiel lichtet sich auf einmal der Regenwald und wir landen auf einem Hochplateau. Dort wechseln sich gelbe Flechten mit rotorangen Orchideen ab und kreieren so die schönsten Wandteppiche.
Plötzlich kommt heftiger Wind auf und in null Komma nichts kann man nicht einmal mehr die Hand vor den Augen sehen, so dicht wird der Nebel. Der graue Himmel öffnet seine Schleusen und wir werden pflotschnass. Naja, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit waren wir das zwar eh schon.
Nun geht es im nassen Grau die letzten paar Höhenmeter hoch und wir hoffen sehnlichst, dass sich die Wolken der Aussicht wegen verziehen.
Glück gehabt - ganz Guadeloupe liegt uns zu Füssen. Wir sehen die Nachbarsinseln Iles des Saintes, Marie-Galante und sogar Dominica!
Auch die aktiven Krater enttäuschen nicht. Der Duft von faulen Eiern kitzelt in der Nase, sobald der Dampf in unsere Richtung geweht wird. Wir staunen ob diesem Naturschauspiel und essen in Ruhe unsere Sandwiches auf einem aktiven Vulkan - nicht schlecht!
Das Wrack der Iles des Saintes
Am nächsten Tag nehmen wir Abschied von Guadeloupe und setzen die Segel in Richtung les Saintes.
Auf einem gemütlichen räumlichen Kurs (Wind eher von hinten) bringen wir Luca F. und Corina das Segeln bei. Ihnen macht es riesigen Spass und die Stunden plätschern nur so dahin. Dass wir auf diesem Kurs nicht zum Ziel kommen, ist klar, aber dass wir so weit vom Ziel entfernt landen würden, war uns nicht bewusst. Hoppla, wieder einmal haben wir die Kommastellen der Geometrie unterschätzt!
Wir sind nun anstatt gemütlichen 3-4 Stunden schon sechs Stunden unterwegs und die Insel will und will nicht näherkommen! Irgendeinmal (nach gefühlt 100 Wenden) kommen wir in die Windabdeckung (kein Wind mehr, da von der Insel abgeschirmt) und schmeissen den Motor an. Todmüde aber glücklich sind Luca F. und Corina nun in der Segelwelt angekommen. Gut habt ihr gesteuert!
Am nächsten Tag wollen wir das Fort Napoleon besichtigen und wandern ca. 40 Minuten in brütender Hitze den Berg hoch.
Oben angekommen macht das Fort gerade zu, obwohl es laut Öffnungszeiten noch 20min länger offen sein sollte. Alles bitten und betteln hilft nichts, die Wachen bleiben hart. Etwas enttäuscht marschieren wir die ganze Strecke wieder zurück. Merci pour rien!
Nun bleibt noch das letzte Highlight der Iles des Saintes zu besichtigen: Das Wrack der Fähre 'Lindy'. Auf ca. 5m Tiefe lässt es sich gemütlich beim Schnorcheln erkunden.
Auf den Iles des Saintes herrscht dichter Bootsverkehr. Luxusyachten liegen neben Dümpelkisten und mit dem Feldstecher gibt es allerhand zu sehen. Wir freuen uns riesig, haben Luca F. und Corina den Feldstecher, den Luca von seiner Familie geschenkt gekriegt hatte, aus der Schweiz mitgebracht!
Der Pirat von Portsmouth
Nach einer langen Überfahrt (waren es 7 oder 9 Stunden?) ankern wir in der Prince Rupert Bay.
Wir sind enorm gespannt auf Dominica.
Sie ist unsere erste Insel, die ehemals vom Vereinigten Königreich kolonialisiert wurde und nicht von den Franzosen. Sie erreichte 1978 die Unabhängigkeit und wirkt überhaupt nicht europäisch, im Gegensatz zu den von uns vorher besuchten Inseln.
Die Menschen grüssen, winken uns mit dem Joint in der Hand zu und bieten Rum zu trinken an. Jeder will wissen, wie es uns geht (how you doin?) und ob es uns gefällt. Wir kriegen viele Ausflugstipps und erfahren, dass am Abend eine Party etwas ausserhalb stattfindet.
Wir sind sofort bezaubert von der gechillten Atmosphäre, dem easy going Lebensgefühl und lassen uns in den Rum-Punch-Strömen treiben.
Gegen Abend taucht plötzlich der Typ wieder auf, der uns am Nachmittag frische Fische geschenkt hatte.
Er meinte, er könne uns zu der Party mitnehmen. Es sei ganz nahe und er mache uns einen super Fahrpreis! Begeistert stimmen wir zu und steigen ohne zu überlegen ins Taxi. Man munkelt, jemand hat sogar vergessen, seine Schuhe mitzunehmen!
Das Taxi rast durch die gekurvten Strassen, meist mittig und viel zu schnell. Unser Fahrer raucht eine nicht nur mit Tabak gedrehte Zigarette und singt lautstark zu Reggae-Musik mit.
An der Party angekommen ist eine Trommelgruppe dabei, den Menschen einzuheizen. Wir tanzen ebenfalls mit und verlieren uns plötzlich aus den Augen. Plötzlich kippt die Stimmung.
Unser Fahrer versucht nun, uns noch mehr Geld abzuluchsen. Fremde Menschen warnen uns, er wäre kriminell und gefährlich. Während dem Luca gewarnt wird, bin ich alleine mit ihm abseits vom Fest und versuche, den Preis wieder runterzuhandeln.
Long story short - wir kommen sicher nach Hause, aber das Loch im Portemonnaie schmerzt. Genau so wie der Kopf am nächsten Morgen!
Wir sind Vollgas und ohne abzubremsen in der 'wahren Karibik' gelandet und waren darauf nicht vorbereitet.
Die nächsten Tage widmen wir uns weniger dem Rum, dafür der unglaublich schönen Landschaft. ;-)
Spannende Nebensache:
Das Foto der Hütte in den Mangroven kommt evtl. dem einen oder anderen Lesenden bekannt vor. Genau hier wurde nämlich die Szene der Calypso für den Fluch der Karibik Film gedreht.
Roseau - die Perle der Karibik
Wir verschieben in den Süden von Dominica.
In Roseau sind Luca und ich schon zwei Wochen vorher für eine Nacht an einer Mooring-Boje gelegen. Nun wollen wir nicht nur übernachten, sondern mehr von der Insel sehen.
Wir buchen einen typischen Touri-Tag. Das heisst, ein Grossraumtaxi mit Fahrer, der gleichzeitig Guide ist, fährt uns zu allen sehenswerten Orten und wandert mit uns mit. So wäre es auf alle Fälle geplant.
Wir wandern also von unserem Guide Armstrong geführt los. Es geht auf verschlungenen Pfaden durch dichten Dschungel. Armstrong teilt sein Wissen über Flora und Fauna und Luca versucht verzweifelt, einen Papagei zu entdecken. Wir hören sie über uns, doch das Blätterdach ist einfach zu dicht. Luca versucht schon seit 4 Monaten einen wilden Papagei zu sehen, doch wir hatten jedes Mal Pech. So leider auch heute!
Nach etwa 1 1/2 Stunden erreichen wir die Middleham Falls. Das kühle Wasser ist eine wunderbare Erfrischung und der Wasserfall überrascht mit seiner immensen Grösse!
Als wir uns auf den Rückweg machen wollen, ist Armstrong plötzlich weg. Wir rufen und suchen nach ihm - vergeblich!
Teilweise unsicher biegen wir auf gut Glück an den Verzweigungen des Weges ab. Sind wir noch richtig? Kommen wir so zum Parkplatz?
Und ist Armstrong überhaupt noch da? Hoffentlich fährt er nicht davon und überlässt uns der Wildnis!
Doch wir dürfen aufatmen. Als wir den Weg zurück gefunden haben, finden wir ihn schlafend im Taxi vor. Er sei müde geworden und deshalb schon einmal zurück gelaufen. Lustiger Guide!
Wir besuchen weitere Wasserfälle, entdecken das Städtchen Roseau und geniessen den einen oder anderen Apéro mit Würfelspielen auf unserer Ti Moun.
St. Pierre zum dritten Mal
Morgens um 6:00 Uhr legen wir von der Mooring ab.
Laut Prognose ist das Wetterfenster günstig. Es hat gut Wind in dem Channel zwischen den Inseln Dominica und Martinique und so sollten wir schnell vorwärtskommen. Dass uns aber 25-28 Knoten erwarten, mit gut 3,5m Welle, überraschte dann doch! Sind das doch fast 10 Knoten mehr als in der Prognose.
Da wir aber immer sehr konservativ segeln, waren beide Segel schon im 2. Reff gesetzt (am wenigsten Fläche draussen) und so passierte uns nichts. Jedoch schafft es der Autopilot bei solchen Wellen nicht mehr, selbst zu steuern. Nach etwa 9 Stunden von Hand steuern sind Luca und ich richtig k.o. Müde, aber glücklich ankern wir in St. Pierre.
Unsere Segelkenntnisse bauen sich langsam aber sicher auf und nun schrecken auch solche Bedingungen nicht mehr wie anfangs. Wir vertrauen Ti Moun und sind sehr glücklich, uns für sie entschieden zu haben!
Die nächsten Tage in St. Pierre waren mit Pina Colada machen, fischen und schnorcheln gefüllt. Das war richtig toll!
Rum Destillerie & Geburtstag in Schoelcher
Man kann nicht in der Karibik gewesen sein ohne eine Rum-Destillerie besichtigt zu haben, darum gucken wir uns den Depaz-Betrieb etwas genauer an.
Das Gelände ist gepflegt, die Produktion läuft heute noch wie vor 50 Jahren und bei der Degustation wurde der Rum mit jedem Glas noch etwas leckerer. ;-)
Die letzten Tage mit Luca F. und Corina brechen an.
Wir feiern Luca F.s Geburtstag in Schoelcher (Martinique). Beim Schnorcheln um unser Boot herum sehen wir zwei grosse Meeresschildkröten und sogar einen Adlerrochen!
Der Adlerrochen ist eher selten und wir sind extrem glücklich, hat Luca den als Geburtstagsgeschenk von der Natur geschickt bekommen.
Beim Abschied sind alle traurig, ist die gemeinsame Zeit schon vorbei. Es waren drei grossartige Wochen mit euch! Ihr seid nun zu waschechten Seebären geworden und seid immer auf Ti Moun willkommen - danke sender verbii cho!
Wieder an unserer Boje in Le Marin
Bootsarbeiten - wie haben wir sie satt!
Wir können unsere Boje in le Marin nicht mehr sehen und doch werden wir die nächsten 2 Wochen nochmals an unserem Boot arbeiten. Wir wollen Ti Moun offshore-tauglich machen!
Heisst, wir möchten gefahrlos in der Nacht und weite Passagen auf dem offenen Meer segeln können. Dazu ist die Sichtbarkeit das höchste Gebot. Sichtbar ist man bei Nacht per AIS (vergleichbar mit einem GPS-System) und auch über den Radar. So vermeidet man Kollisionen mit andern Booten oder sonstigen Hindernissen.
Der Radar hat dazu die nützliche Funktion, Squalls erkennen zu können. Bei Nacht sieht man diese Gewitterzellen je nach Mondlicht schlecht, doch mit dem Radar kann man sie frühzeitig versuchen zu umfahren.
Für uns heisst das, nochmals tief in die Taschen zu greifen und auch die Elektrikerwerkzeuge hervorzukramen.
Luca installiert den AIS Sender, wobei die mitgelieferten Kabellängen zu schwankenden Emotionen führten. Man soll das Gerät mit min. 1m Abstand zum Funkgerät platzieren, doch das Kabel ist nur 1m lang. Mit all den Kurven und Knicks wird so der Mindestabstand schwierig einzuhalten! Ich programmiere den Sender und schicke die notwenigen Daten an die notwendigen Behörden.
Nach nur einem Tag ist das geschafft!
Die Sache mit dem Radar ist noch tückischer.
Wir wollen ihn oben auf den Davits (Solar- und Dinghyträger) montieren, doch dies ist wieder einmal schwieriger als gedacht. Die vorinstallierte Platte passt gar nicht zu den Schraubenlöchern des Radars. Luca hat die Idee, eine zusätzliche Platte anzuschrauben, doch das Material ist härter als gedacht. Nachdem 3 Bohrer abgebrochen und ein paar Haare grauer geworden sind, ist er montiert.
Nun müssen wir das Stromkabel durch die Davitsrohre ins Bootsinnere ziehen. Wer unsere früheren Beiträge gelesen hat weiss, wie gerne wir Kabel durch schmale Hohlräume ziehen! Horror!
Und leider klappt es auch diesmal nicht bei den ersten Versuchen.
Die Kabeleinzugshilfe bleibt stecken, die anderen Kabel, welche schon eingezogen sind lassen sich nicht rausziehen und eigentlich sind auch alle Öffnungen viel zu schmal. Wie sollen wir das bitte schaffen?!
Nach etwa drei Tagen, zwei weitern abgebrochenen Bohrern und mehreren neuen Löchern in den Davitsrohren ist es vollbracht.
Parallel zu den obigen Arbeiten schleifen wir unseren Niedergang (Einstieg ins Bootsinnere), der einen Wasserschaden hatte, um ihn dann neu zu lasieren. Das Teak im Cockpit wird ebenfalls gereinigt, geschliffen und aufgefrischt.
Nach zwei Wochen sieht unser Schiff aus wie neu!
Wir haben unser erstes Abenteuer geschafft und die nördlichen Antillen erkundigt.
Unser Schiff, wie auch wir, schwelgen in wunderbaren Erinnerungen.
Das Bootsleben ist unglaublich hart, aber auch unglaublich schön. Erstaunlich, wie nahe diese Grenze manchmal beisammen liegt. Auf unserer kleinen Insel haben wir alles, was wir brauchen. Dennoch sind wir isoliert und unglaublich verletzlich, denn wenn ein kleiner Teil nicht mehr funktioniert, kann das katastrophale Auswirkungen haben.
Diese zwei Monate Segeln haben uns Zuversicht und Selbstvertrauen gegeben. Wir sind an unseren Rollen gewachsen und können in kleinen Momenten der Ruhe genügend Energie tanken, auf die wir in stressigen Situationen zurückgreifen können.
Wir freuen uns unglaublich auf die Weiterreise in den Süden und weiteren lieben Freunden, die schon bald zu Besuch kommen. Bis dahin DANKE, liest du unseren Blog und bist so Teil unserer Reise!
Bis zom nöchschte Mol... ;-)
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Kommentare
Ich bin mächtig stolz auf euch beide und auf das was ihr alles geschafft und erlebt habt.
Geniesst ihr eure Erlebnisse.
Gruss Papi und mami