Wir segeln in den Süden

Veröffentlicht am 22. Mai 2025 um 22:30

In diesem Artikel geben wir fast unser Boot auf und stürzen in eine riesige Krise.
Doch dann kommen liebe Freunde zu Besuch, wir setzen Segel in Richtung St. Lucia und machen endlich Lucas Bonfire!

Warum wir beinahe unser Schiff aufgaben

In den Arbeitswochen an der Boje in le Marin möchten wir unser Rigg (Konstrukt aus Stahlseilen und Streben, was den Mast hält) nochmals überprüfen lassen.

Vor gut einem Monat liessen wir den ansässigen Rigger einige Wanten (Stahlseile) austauschen und das ganze Rigg anziehen, damit der Mast stabil steht. Doch nach nur einer Woche segeln, hängen die Stahlseile durch und der ganze Aufbau wirkt unstabil.
Wir fragen uns, warum dem so ist. Hat der Rigger schlechte Arbeit geleistet und sie nicht gut angezogen, ist mehr kaputt als gedacht oder gibt es ein drittes, unbekanntes Problem?

Wir melden uns bei derselben Firma zur Überprüfung. Wir geben den Auftrag am Montag auf, am Mittwoch soll daraufhin jemand vorbeikommen. Am Donnerstag rufen wir an, sie entschuldigen sich, es würde sofort jemand kommen. Am Freitag genau das gleiche Spiel.
Am Montag darauf steht der Chef höchstpersönlich für 5 Minuten auf Ti Moun und meint, mit unserer alten Genua (Vorsegel) können wir ein stabiles Rigg vergessen. Das Segel wäre zu alt, schon sehr ausgeleiert und käme zu hoch hinauf. Die ganzen 10 Jahre Garantie, die sie uns vor einem Monat gegeben hatten, würden zerfallen. Wir sind vor den Kopf gestossen. Warum sagen sie uns das erst jetzt?

Mit grossem Druck (unsere nächsten Freunde kommen in 4 Tagen) hetzen wir zum nächsten Segelmacher und fragen, ob sie die Genua kürzen würden. Zum Glück hat das Geschäft Kapazität. Wir eilen nochmals zum Rigger zurück, um zu fragen, ob 20cm kürzer genügen würde.

Doch dort angekommen meint ein anderer Arbeiter aus dem Nichts, unser Mast wäre das eigentliche Problem, nicht die zu lange Genua.
Er sei auf unserem Boot gewesen und habe gesehen, dass sich unser Mast langsam ins Boot hineinsenken und irgendeinmal in näherer Zukunft ganz herunterfallen würde. Wie bitte?!

Wir sind geschockt. Dies würde bedeuten, Ti Moun aus dem Wasser zu kranen, den Mast zu legen, das ganze Boot um den Mast herum aufzuschneiden und neu mit Fieberglas und Epoxy auszukleiden. Eine Arbeit von min. einem Monat und viel zu viel Geld. 
Wir sind verzweifelt, was sollen wir tun?

Doch so schnell geben wir nicht auf. Als wir das Boot gekauft haben, hatten wir einen Experten angeheuert, um genau vor solchen Hiobsbotschaften geschützt zu sein. Unser Experte Philippe sah sich damals alles ganz genau an und gab mit seiner Unterschrift das Versprechen, dass Ti Moun keine gravierenden strukturellen Probleme hat.
Wir nehmen also erneut mit Philippe Kontakt auf. Am nächsten Tag kommt dieser vorbei und gibt Entwarnung! Der Mast hat sich keinen Millimeter abgesenkt und würde das auch in Zukunft nicht tun.

Das Rigg selbst ist das Problem. Hier müssen wir noch einige Stahlseile und Spannschlösser austauschen. Doch das tun wir ganz sicher nicht in Le Marin! Die chönd üüs mol...

Wieder einmal in Anse d'Arlet

Zum etwa fünften Mal ankern wir in unserer Lieblingsbucht auf Martinique.
Das Dörfchen Anse d'Arlet ist malerisch und die Köpfe der Schildkröten tauchen alle paar Minuten neben unserem Boot aus dem Wasser. Dieses ist glasklar und lädt zum Schnorcheln ein.

Doch deswegen sind wir nicht hier. Am späten Abend entdecke ich ein Lichtsignal auf dem Pier, jemand winkt mit einer Lampe. Schon halb ins Dinghy gesprungen merken wir, das können sie noch gar nicht sein!
Erst eine halbe Stunden später schliessen wir Désirée (Desi) und Rapha in die Arme! So schön habt ihr den weiten Weg auf euch genommen! Huii, fast hätten wir ein paar Fischer abgeholt, anstelle der Beiden!

Nach einem herzhaften Apéro quartieren sie sich auf Ti Moun ein. Das Schaukeln und der begrenzte Raum ist etwas gewöhnungsbedürftig, doch die beiden leben sich schnell ein. Nach ein paar Tagen ist die Seekrankheit passé und es gibt schon weniger blaue Flecken, da man die Wellen kommen sieht. Wir gehen tauchen, auswärts essen und geniessen die Zeit zu viert.

Desi und Rapha bringen uns auch diverse Mitbringsel aus der Schweiz mit, unter anderem Schokolade und Ovo Schoggieili- mjam!

Pech mit den Behörden

Um von einer Insel ausreisen und an einem neuen Ort einreisen zu dürfen, muss man die Crew und das Schiff aus- bzw. einklarieren. 
Dies ist meist mit Formularen, Geld und Geduld machbar. 
Da gerade Ostern ist, klären wir im Vorhinein ab, ob das Customs & Clearance Office in Anse d'Arlet geöffnet hat. Laut Auskunft öffnet es am Samstag seine Pforten.

Frühmorgens stehen wir vor den verschlossenen Türen. Wir können nicht ausklarieren und daher den perfekten Wind nicht nutzen, um nach St. Lucia zu gelangen. Am Ostersonntag und -montag ist ebenfalls alles geschlossen. Nachher kommt eine Flaute. Wir stecken also noch eine Weile in Martinique fest. Mann!

Für Luca und mich ist das sehr frustrierend. Wir haben jede Ecke schon gefühlt 100x erkundigt und wollen endlich weiter! Doch weder die Öffnungszeiten noch der Wind sind beeinflussbar. Daher 'schlechte Miene zum guten Spiel' würfeln wir, was das Zeug hält, gehen schnorcheln und Desi und Rapha schauen zu unserer geistigen Gesundheit! ;-)

Und dann kommt das richtige Zeitfenster für die Überfahrt! Bei Sonnenaufgang segeln wir los, stets gen Süden, bis Martinique nur noch als Schemen hinter uns zu erahnen ist. Yess - St. Lucia, wir kommen!
Oder um es mit Lucas Worten zu sagen: "Die französische Insle hani langsam aber secher gseh!!"

Street Party in St. Lucia

Nach 8 Stunden segeln, einem kleinen Squall und Wind bis zu 22 Knoten, taucht St. Lucia vor uns auf.
Grüne Vulkanhänge, die steilen Flanken der Piton-Felsen und dichter Dschungel erwartet uns. 
Das Örtchen Sufrière liegt nördlich vom kleinen Piton. Hier gibt es jede Menge Strandbars, Kreolen, die uns Dinge andrehen wollen und laute Musik. Die Landessprache ist Englisch, wobei viele im lokalen 'Patois', einer Mischung aus Französisch und Kreolisch, miteinander sprechen. 

Wir fühlen uns schnell wohl und als wir am Abend durch den Ort schlendern, stossen wir unverhofft auf eine Street Party. Eine fahrende Musikbox, aka ein Auto, das nur aus Lautsprechern besteht, lässt Hiphop aus den 90ern erschallen.
Der DJ steht erhöht auf dem Balkon vor dem Wohnhaus und spielt zwischen den Songs witzige Jahrmarkt-Jingles ab. Wir fügen uns in die Reihen tanzender Leiber ein und schwitzen und stampfen zu den Klängen, umhüllt von Marihuana-Duft und Piton-Bier. Herrlich!

Vulkane und Wasserfälle

Am nächsten Tag wollen wir die Vulkanlandschaft und die heissen Quellen erkundigen.

Man könnte mit Guide und Taxi alle Wasserfälle, Schwefelbäder und sonstige Sehenswürdigkeiten anfahren, doch wir beschliessen, dies zu Fuss zu tun. Morgens brechen wir auf, doch schon nach einer halben Stunde knallt uns die Sonne voll auf den Kopf und die hügeligen Strassen lassen die Beine schwer werden.

Am ersten Wasserfall angekommen sind wir beinahe die einzigen, die den warmen Pool zur Entspannung nützen. Einzig ein einheimisches Pärchen ist auch da. Der Mann hat lange, sehr gepflegte Rastas und beginnt auf ein Mal, sie mit einem bestimmten Kraut abzureiben.
Wir beobachten gespannt, was passiert.
Zuerst rupft er eine grosse Menge Hibiskusblätter von der Pflanze und reibt sie anschliessend zwischen den Händen. Es wird ein schleimiger, schaumiger Film sichtbar. Dieser gibt er mit etwas Wasser auf seine Rastas und lässt das Ganze einwirken. 
Wir machen dies sofort nach und siehe da - nach 15min fühlt sich unser Haar wunderbar weich und geschmeidig an! Natur pur!

Wir marschieren in der sengenden Hitze weiter. Jetzt geht es wirklich nur noch bergauf und unsere Wasserflaschen sind schon lange leer. 

Als wir in eine Seitenstrasse einbiegen ist da plötzlich ein Typ, der meint, wir kriegen einen Sonderpreis für den nächsten Wasserfall. Ein wenig sind wir versucht, auf den Deal einzugehen, nur um uns abkühlen zu können. Doch als er den Preis nennt, ist die Abzocke wieder klar ersichtlich!

Froh, die Entscheidung nicht selbst treffen zu müssen, marschieren wir weiter. Doch der Typ hat eine Art Buschtelefon in Gang gesetzt - überall wollen uns die Leute nun zu 'good price' Preisen in ihr Business einwickeln. Stur geradeaus schauend finden wir schlussendlich den Wasserfall, zu dem wir ursprünglich wollten.

Abgeschieden verbringen wir den Nachmittag mit Bädele, Schlammpackung und Wellness mitten im Dschungel. Die Geräusche, Gerüche und die Gesellschaft ist wunderbar!

Das lang ersehnte Bonfire!

In Sufrière wollen wir das von Luca schon lange gewünschte Strandfeuer endlich nachholen.

Wir hören von dem Barbecue von Jahleel, einem der Boatboys der Bucht. Seine Mama sei eine der besten Köchinnen der Insel und für doch ziemlich viel Geld (obwohl um die Hälfte runtergehandelt) buchen wir es für den nächsten Tag.

Leider gibt es ein Missverständnis, denn nur 2h später steht Jahleel vollbepackt mit Poulet boucané, Fisch, Reis, Gemüse, Salat und kreolischer Pasta vor uns. Warum wir denn nicht am Strand seien, fragt er verwundert!
Doch wir sind müde von der Wanderung und wollen nichts sehnlicher, als ein bisschen Pause. Spontan das Barbecue auf heute zu verschieben ist zu viel, darum packen wir alles in unsere Tupperware und freuen uns auf den kommenden Abend.

Als am nächsten Tag der Nachmittag zu Ende geht, brechen wir auf. An einem verlassenen Strandabschnitt finden wir den perfekten Spot. Es hat trockenes Holz, ein paar Palmen und sieht richtig malerisch aus.
Wir entzünden das Feuer und wärmen die Speisen von Jahleels Mama über dem Feuer. Es ist unglaublich lecker!
Als plötzlich die Ranger auftauchen, erschrecken wir kurz. Das ganze Gebiet ist ein Marineschutz-Park, ist hier grillieren überhaupt erlaubt? Doch es gibt weder eine Busse noch eine verbale Verwarnung. Die beiden Herren wollen nur das Geld für die Mooring (Festmacherboje) einkassieren, an welcher Ti Moun liegt und wünschen uns einen guten Appetit.

Wir geniessen den Sonnenuntergang, das eine oder andere Bier und Rapha öffnet sogar noch eine selbst gefundene Kokosnuss für uns. Yes!

Turbulentes Tauchen

Da die Region um die Pitons ein Unterwasserschutzgebiet ist, wollen wir unbedingt tauchen gehen.
Wir finden ein lokales Tauchcenter und buchen einen Tauchgang mit ihnen. Früh am Morgen stehen wir vor der Hütte und werden freundlich in Empfang genommen.
Da St. Lucia ehemals von England kolonialisiert wurde und sie unterdessen viele Produkte von den USA importieren, sind alle Einheiten für uns ungewohnt. Sie gebrauchen 'feet' anstelle von 'Meter' und beim Tauchen wird der Druck ebenfalls in einer anderen Einheit (PSI anstelle von bar) gemessen. 
Für uns heisst das, wir brauchen eine kurze Erklärung und einen Adapter für unsere Atemregulatoren. 
Hier wird der Diveguide das erste Mal etwas ungeduldig. Um sicherzugehen, dass mit der Ausrüstung alles stimmt, möchten wir einen Buddycheck (kurze Überprüfung des Equipments) machen. Der Diveguide nimmt das als Beleidigung auf, wir würden seiner Arbeit nicht trauen und schmollt.

Als das Boot den Tauchspot erreicht, bleibt das sonstige Breefing aus. Wir werden ohne Besprechung der Bedingungen (Strömung, Art des Tauchgangs, Dauer, etc.) ins Wasser gescheucht. Die Gruppe von 8 Leuten ist meterweit voneinander entfernt, wir sehen den Diveguide teilweise gar nicht mehr. Das dürfte nicht sein! Bei einem Notfall muss schnell reagiert werden können, sonst enden Tauchunfälle häufig tragisch. Doch unser Guide scheint das nicht zu kümmern.

Als dann noch eine reisserische Strömung einsetzt, sind wir vollends auf uns selbst gestellt. Dagegen schwimmen geht nicht, wir müssen uns treiben lassen und versuchen, nahe beieinander zu bleiben.
Der Guide und der vordere Teil der Gruppe ist schon beim Safety-Stop (für 3min auf 5m Tiefe ruhig atmen, um das Blut von gesättigten Gasen zu befreien), als wir noch immer unten an den Felsen entlang treiben. Mit etwa 5min Verzögerung tauchen auch wir langsam auf. Das Tauchboot startet schon den Propeller, während dem unser Safety-Stop noch nicht abgelaufen ist. Die warten schon auf uns, oder?

Wir schaffen es wohlbehalten zurück aufs Boot, doch wollen wir mit diesem Tauchcenter keinen zweiten Tauchgang mehr machen. Schade, denn die Unterwasserwelt wäre wunderschön gewesen!

Lustiger Abzockversuch in Anse Cochon

Wir segeln wieder nordwärts, da Rapha in wenigen Tagen schon die Fähre von Castries nach Martinique nimmt. Er hatte zwei Wochen Urlaub, währenddem Desi einen ganzen Monat mit uns reisen wird.

Wir versuchen erneut, zu fischen. Bisher sind alle Versuche gescheitert. Wir haben schon fast alle Köder verloren und einmal auch einen Fisch, der zu fest daran gezappelt hatte. Leider sind wir auch heute nicht erfolgreich!

Als Anse Cochon in Sicht kommt, entscheiden wir uns für eine Mooringboje in der Nähe eines Riffs. Schon von weitem erkennen wir eine lumpige Gestalt auf einem gelben Kajak, die mit beiden Armen wild umherfuchtelt.
Für die Einheimischen ist der Segeltourismus eine wichtige Einnahmequelle. Sie helfen bei Anlegemanöver an Moorings, verkaufen Früchte und Gemüse, bieten Ausflüge an, Taxiservice und noch vieles mehr.

Auch der Mann auf dem gelben Kajak, Dylan, will uns beim Anlegemanöver helfen, um sich so ca. 10 karibische Dollar (ca. 3.30 CHF) zu verdienen. Wir lassen uns von ihm helfen und als wir festgemacht sind, streckt er seine Hand aus und meint ganz entspannt: "This makes 120 EC for the mooring fee."
Wir staunen nicht schlecht, wie kommt er auf so unglaublich viel Geld?
Wir antworten ebenso entspannt, dass normalerweise eine Boje 54 EC pro Nacht kostet und dass die Park-Ranger die offizielle Gebühr einziehen, nicht die Boatboys.
Er meint daraufhin, das Boot der Park-Rangers sei kaputt, es sei nun an ihm das Geld einzuziehen. Aber 54 EC wären ihm auch recht.
Wir gehen nicht darauf ein, geben ihm 10 EC und warten auf das Boot der Ranger. Nur kommt das nicht. 
Stimmt die Geschichte doch? Als Dylan erneut zu uns rüber paddelt und meint, es sei nun für ihn an der Zeit, in sein Dorf zurückzukehren, geben wir ihm nochmals 20 EC. Er nimmt sie dankend an, genau so wie die Cola, und paddelt fröhlich davon.
Win win! Wir bezahlen nur die Hälfte und er kriegt etwas auf sein persönliches Sparkonto.

Der einsame Strand von St. Lucia

Die letzten Tage hatten wir grosses Pech mit dem Sargassum, einer Braunalge, die seit dem Jahr 2011 die ganze Karibik tonnenweise überspült. Im Atlantik schwimmt ein 13 Millionen Tonnen schwerer Teppich und jedes Jahr brechen Teile davon aus und werden von Wind und Wellen an diverse Küsten gespült.

Dieser frei schwimmende Seetang verheddert sich andauernd in unserer Angel, blockiert die Seewasserventile und stört auch beim Schwimmen und Schnorcheln sehr. Die Strände beginnen, nach Fäulnis zu riechen und man muss knietief durch diese braunen Algen waten, um ins ebenfalls braune Wasser zu kommen. Richtig gruusig!

So verbringen wir gezwungenermassen weniger Zeit im Wasser und an den Stränden, schauen uns dafür aber noch ein paar Dörfchen an. In Anse du Raye liegt ein Fischerdorf, welches vom Tourismus ziemlich abgeschottet ist. 

Wir spazieren umher, werden neugierig beäugt und entdecken dann eine kleine Bäckerei.
Die Dame berät uns freundlich und das gekaufte Brot riecht lecker. Als wir noch ein Dessert möchten, rät sie uns von dem in der Auslage ab und holt aus dem Hinterzimmer frische Kokos-Zimt-Wecken. Die waren soooo gut!

Später packen wir unsere sieben Sachen ins Dinghy und steuern einen verlassenen Strand an. Fast wie Robinson fühlen wir uns! 
Wir entdecken eine Ruine, einen Fluss mit Mangroven und viele Muscheln, in denen zum Teil Einsiedlerkrebse wohnen.

1. Mai in Castries

In Castris ist Ti Moun das einzige Boot in der riesigen, industriellen Bucht.

Heute ist Raphas letzter Abend und wir wollen in einem Restaurant die gemeinsamen Erlebnisse feiern. Doch wir haben den 1. Mai erwischt, den Tag der Arbeit. Wiederum macht uns ein Feiertag einen Strich durch die Rechnung, denn alle Restaurants, Läden und Supermärkte sind geschlossen.

Nach einer halbstündigen Suche finden wir eine einzige Bar, die geöffnet hat. Vis à vis verkauft ein Kreole Poulet vom Grill. 
Begleitet von Reggae Musik aus den Lautsprechern und Piton-Bier essen wir das Poulet vom Strassenstand.

Die Leute mustern uns neugierig, sagen hallo und ein kleines Kind verteilt Fäustchen (fist bump). Die Stimmung hebt sich, die Musik wird noch lauter und vereinzelte Einheimische beginnen mitzusingen und zu tanzen.

Schnell angesteckt machen wir mit. Ich möchte wissen, wie die Lieder heissen und wer die Künstler sind. Ein netter, ca. 40 jähriger Mann kommt an unseren Tisch und erzählt von Alpha, dem bekanntesten Sänger St. Lucias.
Wie die Songtitel heissen, weiss er gerade nicht mehr, dafür habe er heute schon zu viel geraucht, aber er könnte nachfragen. Nach ein paar Minuten ist er zurück und wir schreiben eine Liste mit den bekanntesten Songs.

Eine gute Weile später kommt plötzlich Aufregung in die Bude. Der Mann von der Liste rennt zu uns und kann es kaum fassen. Der Sänger Alpha höchstpersönlich sei gerade hier!

Ein junger, in Trainerhosen gekleideter und mit Goldkettchen behangener Typ steht an der Bar. Schon beginnen die ersten Takte des Lieds 'freedom'. Alle jubeln, singen und tanzen mit. Wir, sowie auch Alpha, werden in die Mitte der Bar geschoben. Auf einmal tanzen wir mit dem bekanntesten Sänger von St. Lucia höchstpersönlich!
Wobei die Einheimischen wirklich tanzen und wir eher ungelenk mit den Armen und Beinen wedeln. Ein paar junge Leute um Alpha herum wollen uns helfen und ein paar coole Dancemoves beibringen. Wir bemühen uns wirklich, doch die Lachsalven beweisen, dass wir eher motiviert als begabt sind. Egal, es wird so oder so ein unvergesslicher Abend!

Abschied

Am nächsten Morgen bringen wir Rapha zum Fährterminal. So schön bist du vorbeigekommen! Das nächste Mal fangen wir zusammen einen Fisch, versprochen! ;-)

Nun sind wir noch zu dritt. Wir essen an einem Strassenstand ein leckeres Fischbrötchen und setzen dann Segel nach Soufrière. Dort klarieren wir aus um schon bald eine Insel weiter südlich anzusteuern - St. Vincent & die Grenadinen warten auf uns!

Wir treffen ein anderes Schweizerboot, mit Mimi aus Neuchâtel und Romain aus der Bretagne. Wir werden auf ein leckeres Apéro eingeladen und tauschen Geschichten aus. Sie möchten ziemlich direkt zu den ABC-Inseln segeln, was schade ist, denn wir verstehen uns auf Anhieb blendend. Aber wer weiss, vielleicht kreuzen sich die Wege nochmals!

Wir geniessen den letzten Abend auf St. Lucia und können es kaum erwarten, nach St. Vincent und vor allem zu den Grenadinen aufzubrechen - da wartet nämlich kristallklares Wasser, Wracks, Stachelrochen und mehr auf uns!


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Kommentare

Barbara Röthlin
Vor 8 Tage

Hey, so schön, die vielen tollen Eindrücke mit Euch zu teilen.... und die beiden Lucas, so guet. ;-) am liebsten würde ich gleich aufbrechen um zu euch zu stossen ;-)
Liebi Grüess us Lozärn
Barbara